50+1 – verliert die Bundesliga den Anschluss an internationale Konkurrenz?

Wenig wird im deutschen Fußball so stark diskutiert wie die 50+1 Regel. Sie besagt, dass über 50 % aller Anteile des Clubs dem Mutterverein gehören müssen. Aber was genau bedeutet das? Welche Ausnahmen gibt es? Und verhindert die Regel, dass große Stars den Weg in die Bundesliga finden?

Was ist die 50+1 Regel?

Fast alle Bundesligavereine haben ihren Profi-Club in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert, wie beispielsweise eine AG oder GmbH. Das entspricht auch solange den Regularien des DFB (Deutscher Fußball Bund), solange sie in den ausgegliederten Unternehmen das Sagen haben. In Zahlen heißt das, dem Mutterverein müssen 50 % gehören + 1 Stimme des Unternehmens gehören, um die Mehrheit zu bekommen.

Ein Beispiel:

Der FC Bayern München ist der wohl bekannteste deutsche Fußball Club. Die Profi-Mannschaft wurde als Bayern München AG ausgegliedert und ist zu 75 % im Besitz des Muttervereins. Die weiteren Anteile gehören zu jeweils 8,33 % Adidas, der Allianz AG und Audi.

Welche Ausnahmen gibt es?

Sollte ein Verein länger als 20 Jahre nachhaltig und stark durch ein Unternehmen gefördert werden, ist es von der Regelung der Mehrheit der Stimmrechte befreit. Beispiele sind:

  • Bayer und Bayer 04 Leverkusen
  • VW und VfL Wolfsburg
  • SAP und TSG 1899 Hoffenheim

Verhindert die 50+1 Regel, dass deutsche Vereine in der europaweiten Konkurrenz untergehen?

222 Mio. € für Neymar, 145 Mio. € für Kylian Mbappe und 135 Mio. € für Ousmane Dembele ­– unglaubliche Zahlen, die in der Bundesliga aktuell unvorstellbar sind. Grund für die hohen finanziellen Kapazitäten sind Investoren. Regelmäßig werden europäische Top Clubs von Öl-Scheichs, Großunternehmern oder anderen wohlhabenden Persönlichkeiten aufgekauft.

Durch die absolute Übernahme wird dem Verein die Möglichkeit entzogen, wichtige Entscheidungen selbst treffen zu können. Die Investoren kaufen sich das Entscheidungsrecht ein und verfügen daraufhin zu großen Teilen über den Werdegang des Vereins. Für die meisten Fußballfans ist diese Entwicklung sehr schade, da so der natürliche Konkurrenzkampf zwischen den Vereinen verloren geht und am Ende immer der gewinnt, der das meiste Geld zur Verfügung stellt. Da viele europäische Vereine stark verschuldet sind und die Insolvenz droht ist, ist eine Übernahme häufig unumgänglich, um zu überleben.

Die 50+1 Regel in Deutschland ist europaweit einzigartig und verhindert die Übernahme durch Investoren für alle Verein im DFB. Jedoch gibt es auch viele Kritik an der 50+1 Regel, da sie im Wettkampf gegen internationale Vereine die Konkurrenzfähigkeit verhindere. So sei die Bundesliga auf lange Sicht nicht mehr wettbewerbsfähig und würde so auch für Sponsoren und Zuschauer uninteressant. Das führe wiederum zu kleineren Etats für neue Spieler. Dieser Teufelskreis könne nur durch externe Investoren gebrochen werden, heißt es oft aus den Lagern der Kritiker.

Im Gegensatz dazu sind die meisten Fußballfans stark daran interessiert, die Regel aufrecht zu erhalten, damit der Verein immer die größte Macht über Entscheidungen behält. Regelmäßige Bekundungen durch Banner, Demonstrationen oder Proteste bestätigen das.

Financial Fair Play als getarntes 50+1 in Europa?

Die Regeln des Financial Fair Plays der UEFA sollen europäische Transfers regulieren. So soll etwas Gerechtigkeit gegenüber Vereinen mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten geschaffen werden. Die Regel besagt im Wesentlichen, dass ein Club in den vergangenen 3 Jahren maximal ein Defizit von 30 Mio. € aufweisen darf, was durch externe Investoren ausgeglichen werden kann.

Klingt im ersten Moment wie eine sinnvolle Regel, in der Praxis funktioniert es aber überhaupt nicht: Einige Spieler werden als Botschafter für utopische Summen engagiert, andere werden für mehrere Jahre ausgeliehen, statt gekauft zu werden. Die Zahl der Schlupflöcher für Vereine ist nahezu unendlich, sodass das Financial Fair Play eine gute Idee ist – mehr aber auch nicht.

Fazit: 50+1 Regel – sinnvoll oder nicht?

Grundsätzlich ist die 50+1 Regel in meinen Augen eine gute Sache, da sie den deutschen Fußball vor einer Kommerzialisierung schützt. Zu Zeiten von Fußballweltmeisterschaften in Katar sinnvoll. Auch die Angst, dass der deutsche Fußball den Anschluss in Europa verliert, halte ich noch für unbegründet. Viele deutsche Vereine, insbesondere der FC Bayern München, spielen eine entscheidende Rolle auf den Titel der Champions League, dem prestigeträchtigsten Fußball Club Turnier der Welt.

Nichtsdestotrotz ist die Entwicklung des Fußballs in Richtung Geld und Wirtschaft und weg vom eigentlichen Sport nicht mehr von der Hand zu weisen – leider!

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